Am Molkenmarkt Block B/1 Berlin

Wettbewerb 2025

STÄDTEBAULICHE ANALYSE

Die Vielzahl der programmatischen und städtebaulichen Vorgaben führt zu Widersprüchen. Bei strikter Einhaltung aller Anforderungen entstünde am Molkenmarkt ein stark fragmentierter unausgewogen wirkender Baukörper mit Dreiteilung und ohne klare Adressbildung. Nach kritischer Auseinandersetzung mit den gestalterischen Rahmenbedingungen haben wir die Schwerpunkte neu gesetzt und zwei klar gegliederte, gut strukturierte Baukörper entwickelt.

KOLONNADE

Die Kolonnade an der Grunerstraße bildet – gemeinsam mit derjenigen von Haus B1.2 – ein repräsentatives städtebauliches Element und schafft ein Pendant zu den Rathauspassagen. Da die Baulinie im Eckbereich nicht bebaut werden darf, verzichten wir dort auf die eigentlich (sowohl gestalterisch als konstruktiv) erforderliche Stütze. Stattdessen entwickeln wir einen Baukörper, der in beiden Ansichten gleich breit proportioniert ist und über die gleiche Anzahlan Achsen verfügt. So kann er subtraktiv bearbeitet werden, ohne dass die Gestalt ins Wanken gerät oder gar kippt.

ÜBERHÖHUNG GRUNERSTRASSE

Die Auslobung sieht die Möglichkeit einer Überhöhung an der Grunerstraße vor, fordert aber zugleich Rücksichtnahme auf das Rote Rathaus. Unser Entwurf setzt daher bewusst auf einen fünf= geschossigen Baukörper. Die potenzielle Fläche des sechsten Geschosses wird am Molkenmarkt im fünfte Obergeschoss ergänzt.

DACH UND BAUKÖRPER

Die Festlegung unterschiedlicher Dachformen führt am Molkenmarkt zu einer unbeabsichtigten Zweiteilung von Haus B3.2. Die Kombinationvon Flach- und Schrägdach verstärkt diesen Eindruckund lässt das Gebäude instabil erscheinen. Besonders die schmale Stirnseite zum Molkenmarkt verliert ohne Stütze an Fassadenklarheit und tritt nicht als „bedeutende Ecke“ hervor. Gerade für das Eckhaus plädieren wir daher dafür, die aus den Vorgaben resultierendekleinteilige Höhenentwicklung zu glätten und den Eck-Baukörper am Molkenmarkt durch den Verzicht auf die Dachschräge zu beruhigen.

LEITIDEE

Haus B3.2 wird an der Grunerstraße in der Höhe zurückgenommen und am Molkenmarkt in seiner Masse ergänzt. Der symmetrische Aufbau verleiht dem Haus Stabilität und bespielt beide Straßen gleichwertig. Eine offene Ecke im Erdgeschoss markiert das Gebäude mit klarer Adresse. Die Kubatur fügt sich in den Block ein, akzentuiert die prominente Ecke und tritt gegenüber den Denkmälern durch eine ruhige Gliederung und Natursteinfassade zurück.

Haus B3.1 präsentiert sich als eigenständiger Baukörper mit klarer Eckausbildung. Traufkante, Berliner Dach und ein differenzierte Natursteinspektrum (gefärbter Naturstein) verleihen ihm eine klassische Anmutung, die an historische Vorbilder am Molkenmarkt er-innert. Sockel- und Dachzone heben sich deutlich von Haus

B3.2 ab, während gemeinsame Fassadengliederungen (z. B. Geschosshöhen im 2. OG und Dachgeschoss) beide Häuser verbinden. So entsteht ein Ensemble, in dem beide Häuser jeweils eine eigene Identität und Adresse besitzen, zugleich aber in Verwandtschaft zueinander stehen. Die flexible Nutzungsmöglichkeit spiegelt sich in der Mehrdeutigkeit der Architektur: Beide Bauten können unabhängig voneinander oder als zusammenhängendes Ganzes gelesen und genutzt werden. Die Natursteinfassade betont den urbanen Charakter der prominenten Ecke und unterstreicht die gewerbliche bzw. kulturelle Nutzung. Der repräsentative Eingang über Eck setzt mit einer großzügigen Holztreppe ein deutliches Zeichen. Diese fungiert als architektonische Skulptur und qualifizierter Schwellenraum, der öffnentliche und private Sphären miteinander verschränkt. Lufträume und Galerien eröffnen Möglichkeiten für Begegnungen und schaffen ein Gefühl von Aneignung und Offenheit. In ihrer Materialität nehmen sich die hellen Sandsteintöne genenüber dem Roten Rathaus zurück, bleiben jedoch in der Berliner Baukultur verankert. Die leichte Überhöhung gegenüber den Nachbarhäusern betont die Ecke Molkenmarkt–Grunerstraße, ohne mit den Denkmälern zu konkurrieren. Wertigkeit entsteht hier nicht durch maximale Höhe, sondern durch Materialität, Gliederung und subtile Detaillierung.

Auslober: WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte in Kooperation mit mit dem Land Berlin

Architekt:  Moeller Soydan in Zusammenarbeit mit Rapp + Rapp Amsterdam

Brandschutz: KLW-Ingenieure GmbH

Kosten: Architekturbüro Schasler

Standort: Grunerstraße / Molkenmarkt Berlin-Mitte

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